Die Dialektik des Tourismus

Die ersten Urlaubsbäder an der Ostseeküste entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts. Es war allerdings Privileg des Adels, in diese Bäderorte zu reisen. Mitte des 19. Jhdts. wurde für den europäischen Adel der Winter-aufenthalt in den Küstenorten des Mittelmeeres - wie an der Cote d` Azur - "in".

Die wesentlichen Merkmale des heutigen Fremdenverkehrs sind im Reiseverkehr nach 1800 zu beobachten, als sich die Exklusivität des Reisens parallel zum gesellschaftlichen Strukturwandel änderte. Der Aufstieg des Tourismus ging Hand in Hand mit der industriellen Zivilisation. Parallel zum Tourismus expandierte das Verkehrswesen. Ende des 19. Jhdts. wurden Straßen, Kanäle und Eisenbahnverbindungen in die Urlaubsregionen gebaut. Die Flucht vor der selbstgeschaffenen Realität wurde durch die Mittel erleichtert, die sie geschaffen hatte. Aber was durch das wachsende Netz der Verkehrsmittel ermöglicht wurde, wurde dadurch zugleich wieder vereitelt. So kommt der "Flucht" in Form des Tourismus allemal die Widerlegung des Tourismus zuvor. Die Dialektik des Tourismus macht deutlich, dass, wenn alle Natur und Harmonie genießen wollen und können, dieser Genuss nicht mehr möglich ist. Diese Dialektik war aber auch der Motor der Entwicklung des Tourismus, denn wird das gewünschte Ziel nicht erreicht, wird nicht etwa resignierend aufgegeben, sondern die Anstrengungen zur Verwirklichung des Wunsches verdoppelt.

Karten der Diareihe

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