Naturzerstörung durch Tourismus

Ein besonders einzigartiges Naturschutzgebiet ist das Mündungsdelta des Rio Guadalquivir in Südspanien. Auch wenn das traditionelle königliche Jagdgebiet ökologisch äußerst wertvoll ist, ist es nicht vor einer Beeinträchtigung und Zerstörung durch den Tourismus sicher. Im Bereich dieses Nationalparks Coto Doñana ist die Atlantikküste auf knapp 30km Länge der längste unbebaute Küstenabschnitt in ganz Südeuropa. Die Schutzzone ist mit fast 800qkm Europas größtes Naturschutzgebiet und sogar fast ein Drittel größer als die Insel Ibiza. Die Vielfalt dieser eine Million Jahre alten Sumpflandschaft spiegelt sich in der Vegetation und in der Tierwelt wider.

Die Lebensräume reichen vom Meeressaum über den Strand zu dem kilometerbreiten, teilweise über dreißig Meter hoch steigenden Wanderdünengürtel, den Pinienwäldern und Süßwasserlagunen dahinter, gefolgt von Strauchgesellschaften, den Korkeichenhainen und schließlich dem ausgedehnten Marschland. Von den insgesamt 360 Vogelarten, die beobachtet wurden, brüten mehr als 150 hier. Für die Zugvögel ist die Doñana der letzte Rastplatz vor Afrika. Jedes Jahr sind es fast 80.000 Graugänse und rund eine halbe Million Enten, Löffler und Störche, die in der Coto Doñana Zwischenstation einlegen oder hier überwintern. Die UNESCO hat den Doñana-Nationalpark zur "World Heritage Site" erklärt. Der Startschuss für das Reservat Doñana fiehl 1963, als die Umweltstiftung WWF Land aufkaufte, um der Tourismusbranche zuvorzukommen.

Der direkt am Rande des Nationalparks liegenden Ort Matalascañas macht deutlich, dass die touristische Erschließung im wahrsten Sinne des Wortes selbst vor dem letzten Winkel Europas und einzigartigen Naturschutzgebieten nicht Halt gemacht hat.

Das Konzept des Nationalparks ist aufgegangen. Auch wenn am Strand trotz Verbotsschilder die Geländewagen hin- und herrasen, ist im Innern ein absoluter Schutz gewährleistet, da er durch den breiten Dünenstreifen geschützt wird. Die Bedrohung dieses riesigen Feuchtgebietes im subtropischen Spanien erfolgt von außen. Ihm wird gewissermaßen das Wasser abgegraben.

Im Sommer verbringen in Matalascañas 40.000 Menschen ihre Ferien. An den Wochenenden drängen sich mehr als 100.000 Menschen an den Stränden. Ende der 80er Jahre war geplant, einen riesigen Hotelkomplex für weitere 32.000 Urlauber entstehen zu lassen. Bereits heute rauben die Hotelburgen dem Nationalpark das Wasser und hat der Ort bei einen Bedarf von 16-30 Millionen Hektoliter Wasser im Jahr dazu beigetragen, dass der Grundwasserspiegel bereits um 20m abgesenkt wurde. Bei der geplanten Vergrößerung würden die Urlaubersiedlung dem Nationalpark weitere 60 Millionen Hektoliter absaugen. Das Feuchtgebiet müsste austrocknen und würde sich in eine Wüste verwandelt. Wegen des internationalen Protestes sind die Bebauungsplanungen eingestellt worden.

Karten der Diareihe

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