Ferien- und Freizeittouristischer Anlagenmarkt des Kurzurlaubssegments

- Untersuchung zur Planungspraxis -

von Rolf Spittler und Sabine Reinders

Im Rahmen der Entwickung einer allgemein zunehmenden Inanspruchnahme des Freiraumes und der damit einhergehenden Intensivierung der Nutzung zu Lasten naturnaher Landschaften, nimmt der Konflikt zwischen den Raumansprüchen für Freizeit und Erholung einerseits sowie für Natur und Umwelt andererseits, eine zentrale Position ein. Die Zunahme von Freizeit und ihr gesellschaftlicher Stellenwert manifestieren sich in Veränderungen unterworfen Freizeittrends. Diese etablieren sich durch die Ansiedlung entsprechender Freizeitinfrastrukturen und erlangen somit Raumwirksamkeit. Erhöhte Ansprüche von Freizeit und Erholung an den Freiraum gehen einher mit Eingriffen in Landschaft und Natur sowie mit der Zunahme von Interessens- und Nutzungskonflikten vor Ort.

Eingebettet in diese Problematik widmet sich die vorliegende Studie dem Ferien- und Freizeittouristischen Anlagenmarkt des Kurzurlaubssegments als jenes Teilspektrum der Freizeitwirtschaft, das

  • ein gebündeltes Angebot von Freizeit- und Konsumeinrichtungen
  • in Verbindung mit Beherbergungskapazitäten,
  • in räumlich und funktionaler Hinsicht anlagegebunden,
  • für die Kurzreise an der Schnittstelle zwischen Freizeit und Urlaub (Aufenthaltsdauer 2 - 5 Tage)

zur Verfügung stellt. Dieser integrierte Anlagenmarkt vereinigt unterschiedliche Segmente kommerzieller Großprojekte, die einem strukturellen Wandel unterworfen sind und sich dynamisch am Markt durchsetzen. Ein roter Faden der Kritik durchzieht die Entwicklung dieser Großbetriebsformen. Während die bereits zu Beginn der 1970er Jahre in Hochhausbauweise errichteten Ferienzentren primär Negativschlagzeilen aufgrund der in ihrer regionaluntypischen Höhenarchitektur begründeten fehlenden landschaftlichen Integrationsfähigkeit auf sich zogen, gerieten die sogenannten Ferienzentren der 2. Generation, allen standort- und betriebsbedingten nachteiligen Auswirkungen voran, insbesondere aufgrund des ganzjährig hohen Energieverbrauchs zur Schaffung des subtropischen Ambientes der Badelandschaften und des Zentralkomplexes, in die Kritik. Jüngst ziehen die, durch die Überführung etablierter Grundkonzepte in andere Dimensionsgrößen eines erweiterten Angebots variierten und neuen Typen von Ferien- und Freizeitkomplexanlagen sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Kritik von Öffentlichkeit, Politik und Umweltschutzorganisationen auf sich. In zahlreichen Kommunen wird bzw. wurde die medienwirksam aufbereitete Diskussion im Rahmen eines breiten Argumentationsspektrums um das Für und Wider der Ansiedlung eines Kurzurlaubsdomizils geführt. Vor dem geschilderten Hintergrund des Konfliktfeldes polarisierter Freiraumansprüche können gesicherte Aussagen über das Ausmaß der raumordnerischen Bedeutung dieser Projekte und eine eventuell daraus ableitbare Notwendigkeit einer entwicklungsgerecht angepassten raumordnerischen Steuerung nur auf Grundlage aktueller bundesweiter Erhebungsdaten hinsichtlich Umfang, Art und räumlicher Verteilung getroffen werden. Der besonderen Brisanz um die Realisierung der als Ferien- und Freizeittouristische Anlagengroßprojekte des Kurzurlaubssegments zusammengefaßten Betriebsstrukturen Rechnung tragend, führte die AUbE-Umweltakademie eine bundesweite Untersuchung durch.

Bestand und Planung integrierter Kurzurlaubszentren in Deutschland
Kartographische Standortdarstellung